Trivia

Ralf-Ehrlich-Reihe

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Schlagersüsstafel und Othello-Kekse

Ralf hortet in seinem Spind für Fressanfälle, die bei ihm recht regelmässig (z.B. während der Nachtarbeit oder bei Anspannung) auftreten, mehrere 'Schlagersüsstafeln' und 'Othello'-Kekse.
Kaum einer weiss noch, dass 'Othello'-Kekse und Komplekte-Kekse der NVA beide von Wikana hergestellt wurden. Was die 'Othello'-Kekse hervorhob, war freilich der unglaublich gute Geschmack. Und ja, es gibt sie heute noch bei Wikana und im gut sortierten Handel zu kaufen. 
Und allen, die die Bezeichnung als unterschwellig rassistisch bezeichnen, sei gesagt, dass NATÜRLICH und AUSDRÜCKLICH Shakespears Stück   
Othello-Kekse
Schlagersüsstafel
Pate stand, auch, wenn es bei weitem nicht so lecker war.

Die Schlagersüsstafel war nicht nur gut für die Nerven, sondern ist es mittlerweile auch für das Herz. Denn auch, wenn sie als Schokoladenersatz  (denn Kakao war knapp und teuer) entworfen und produziert wurde, gibt es sie heute mit deutlich höherem Schokoladenanteil weiterhin. Was dem Geschmack des Ostens durchaus Abbruch tat, kommt also den Herzkranzgefässen angeblich zugute.  

Und auch, wenn sie dem Original, das bis 1990 produziert wurde, nicht mehr die Hand reichen kann, bleibt es natürlich ein leckerer Snack.   

Hintergrund: Kakao musste seinerzeit, weil die (DDR-)Mark keine kompatible Währung war, teuer gegen Devisen beschafft werden. Zu Beginn der 70er Jahre war beides knapp und der Handel zusätzlich durch Knebelverträge erschwert. Der generelle Anstieg der Weltmarktpreise, die beiden Ölkrisen, künstliche Erhöhung der Preise und teilweise Verknappung notwendiger Rohstoffe für die fortschreitende Industrialisierung der DDR (und deren Konzentration auf lukrative Kernbereiche) kamen hinzu. Wer sich schlau machen möchte, findet hier schiere Unmengen an volkswirtschaftlichen Gesamtanalysen, Hausarbeiten und Promotionen zur Wirtschaftspolitik und der Abteilung "Kommerzielle Koordinierung". Das erspare ich mir hier.


Wichtig für die Schokolade im Osten war nur, dass aus diesen Gründen der Mindestgehalt an Kakao von 25% (Milchschokolade) auf 7% gesenkt wurde. Damit war die Schlagersüsstafel natürlich keine Schokolade und durfte sich auch nicht so nennen. Sie gehört zu den Schokoladenersatzprodukten. Dem typischen Geschmack tat das eher gut. Deshalb ist auch die Schlagersüsstafel nach 1990 kaum wiederzuerkennen. Mit 32% Kakaoanteil gehört sie zu den echten Milchschokoladen. Wen's interessiert: hier ist der Link zur Kakaoverordnung


Und mal ehrlich: habt ihr gewusst, wo die erste Milchschokolade entstand, bevor ihr Grenzgänger: Die Wölfin gelesen habt?  


die Zeitschrift 'das Magazin'

Sybilla benutzt während einer Zugfahrt mit Ralf die Oktober-Au sgabe des Heftes "das Magazin" und rollt daraus eine provisorische Schlaghilfe (Tessen). Sybilla zählt wie viele junge und kulturell interessierte Menschen in der DDR zu den Lesern der Zeitschrift "das Magazin". Die Zeitschrift, die auch der "NewYorker" des Ostens genannt wurde, erschien zum Kaufpreis von 1,-M monatlich. 

Erstmalig 1924 erschienen, avancierte das unkonventionelle und oft provokative Blatt zu einem der beliebtesten Hefte der DDR. Die Titelbilder Werner Klemkes und der obligatorische Kater sind Kult.  
Die Themen waren so breit gestreut, dass die Leselust kaum bis zur nächsten Ausgabe warten konnte. Von Aspekten aus Politik und Weltgeschehen, Wissen, Architektur, Geschichte, Literatur, Kunst und Sport, bis hin zu Kochtipps und Erotik spannte sich jede Ausgabe des  80seitigen Vergnügens.

Besonderes Plaisir, empfand ich, waren die oft witzig, originell und liebevoll formulierten Anzeigen im "Treffpunkt" auf Seite 78.    
Titel 'das Magazin' 10/1987
Seite 78 'das Magazin' 10/1987
Die Sehnsucht, die 'das Magazin' in der DDR gleichermassen stillte wie auslöste, hielt offenbar nach 1990 an. Denn das Magazin lebt und hat nichts vom Charme verloren, trifft den Zeitgeist nach wie vor und punktet mit gut recherchierten und bebilderten Beiträgen, einer verlässlichen Prise Humor und dem Bewahren von Traditionen. 

Das unvergleichliche 'Magazin' kostet im Jahresabonnement 40 Euro im Inland (Studenten 30 EUR) und 60 EUR im Ausland. das sollte der Spass wert sein...

...denn hinterher ist man in der Tat immer schlauer.  
das Magazin

Oh, und den Kater ist auch wieder dabei, gezeichnet von Kat Menschik.


Aufschlussreiche Lektüre wünscht Walter R. Gerlach

Fotoquellen: Broschüre Informationen Garnison Kamenz, SaCo-defense.de, private Sammlung

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