OHS - Kamenz als Garnisonsstadt

Offiziershochschule der LSK/LV Kamenz

Die Offiziershochschule der Luftstreitkräfte/ Luftverteidigung der NVA "Franz Mehring"

Kamenz als Garnisonsstadt

Die Offiziershochschule der Luftstreitkräfte / Luftverteidigung hatte 4 Garnisonsstädte:

- Kamenz

- Bautzen

- Brandenburg

- Rothenburg

Alle Garnisonsstädte waren natürlich durch den Betrieb der militärischen Einrichtungen geprägt, lebten in weitem Masse von ihm und seiner Peripherie und waren gleichermassen bestrebt, nicht zu sehr in den Strudel der militärischen Vereinnahmung zu geraten, als auch den meisten Gewinn hieraus zu schlagen. Schliesslich bedeuteten die Soldaten am Standort jede Menge zusätzlichen Umsatz, Potenzial gegen den Verfall des einheimischen Genpools und die Chance auf Investitionen. Dafür nahm man auch gerne Fluglärm, Uniformen im Stadtbild und Prügeleien in Discotheken in Kauf und hatte jede Menge damit zu tun, die Folgen allzu ausschweifenden Treibens unter den

Teppich zu kehren. Das galt auch für die Lessingstadt Kamenz.

Von den 20.100 aktiven Soldaten, Unteroffizieren, Fähnrichen und Offizieren der Luftstreitkräfte Ende der 80er Jahre lebten und arbeiteten, lernten oder ärgerten sich durch ihren Grundwehrdienst immerhin bis zu 3.500 gleichzeitig. In dieser Zeit hatte die Kleinstadt am "Langen Wasser" immerhin mehr als 18.000 Einwohner (heute, 16 Eingemeindungen und 4.000 gewonnene Einwohner später bei knapp 17.000). 

Es war also kein Wunder, dass es 1987,

als das erste Abenteuer beginnt, reichlich Gedränge in Discotheken und Tanzsälen gab.

Häufige Ziele in Kamenz selbst (wenn man keinen Ausgang nach Dresden, Bautzen oder Bischofswerda plante, oder sich nicht ins Sorbische Göda wagte) waren der Gasthof "Erholung", der allgemein einfach nur "Herbert" genannt wurde oder das Hotel "Goldner Stern"

"Herbert" Jesau


Während die Frauen an der Offiziershochschule hier das Privileg hatten, nicht weiter aufzufallen, galt genau das für männliche Militärangehörige natürlich absolut nicht. Der militärische Kurzhaarschnitt liess keinen Zweifel, wem der Kopf gehörte.



Hotel "Goldner Stern" Kamenz


Da latente Spannungen und jede Form von Unzufriedenheit sich Ende der 80er auch bis an die Garnisonsstädte durch die Gesellschaft gefräst hatte, blieben Offiziersschüler meist mindestens in Gruppen zu Dreien oder Vieren. Auseinandersetzungen waren in der Garnisonsstadt noch 1986 eher selten.

Kamenz.de

Anders sah das schon bei Ausgang in sorbische Nachbargemeinden aus. Hier galten ganz andere Regeln. Die sorbische Minderheit genoss den Schutz des Gesetzes. Nicht selten hatten wir jedoch den Eindruck, dass dieser Schutz für die Besucher, die oftmals als kulturelle Bedrohung und unliebsame Nebenbuhler angesehen wurden, nicht vereinbart war. Wer hier mit Berliner Akzent und Schnauze allein ein Bierchen trinken wollte, war entweder ganz besonders hart gesotten oder ganz besonders lebensmüde.


Aber Kamenz bot auch mehr als Kneipen und alkoholtriefendes Amüsement. Gerade im Sommer fanden wir an zahlreichen Teichen und Seen Gelegenheit zum Entspannen und Abkühlen. Die Region war für Läufer und Schwimmer geradezu ein Eldorado. Der Hutberg war und ist nicht nur während der Rhododendronblüte anziehend. Der Blick von oben auf die Stadt entschädigte für den Weg nach oben. Und ja, ich glaube noch heute, jeden einzelnen Meter des Weges bergauf zu spüren, als wir Hang- und Treppenläufe zur Hutbergbühne machten.


Und natürlich hat Kamenz 1987 das Lessingmuseum und das Museum der Westlausitz. Auch die haben wir artig besucht, jedoch räume ich ein, dass Lessing zu lesen und das Museum zu besuchen, zwei völlig verschiedene Paar Schuhe waren. 

Gern genutzt wurden auch das Kino in der Stadt und in der Garnison. Beides war für jedermann offen und bei guten Filmen randvoll, was im Klub I eine echte Herausforderung war. Manchmal war es so voll, dass wir uns auf dem Rang hinter den letzten Reihen Stehplätze suchten. Natürlich war das nicht nur aus Brandschutzgründen nicht gern gesehen.


Und, bevor ich es vergesse, neu ab 1986, mit Zulassung unserer Freunde zu Studium, orientierte sich die Nahkampfausbildung zunehmend an Gjogsul, dem koreanischen militärischen Nahkampf. Eine Freizeitbeschäftigung, die unserem Ralf gefällt und bald weit mehr als ein Hobby für ihn wird.  

Militärischer Nahkampf

Fotoquellen: Stadt Kamenz, Broschüre Informationen für Offiziersschüler NVA, SaCo-defense.de, private Sammlung

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