Warum ein Gedichtband?
Oh Mann, schon wieder ein Gedichtband! Muss das wirklich sein?
Nein, muss es nicht! Aber es darf! Ganz ehrlich! Habt ihr noch nie ein paar Zeilen auf Papier oder einen Buchrand gekritzelt, euch über die emotionale Durchschlags- und Aussagekraft, das Vergnügen, es jemandem vorzutragen gefreut oder in der Schulzeit heimlich ein Liebesgedicht für eure Banknachbarin skizziert, dass ihr ihr ja doch nie geschenkt habt? Nein? Dann wird es absolut Zeit.
Schert euch nicht um Regeln oder Jambenzähler! Erlaubt ist, was euch Spass macht und eure Gefühle in die Welt katapultiert - ob eine Stakkato-Salve aus Sprechgesangsilben oder ein berauschender See aus Wohlklangworten. Es spielt keine Rolle. Nichts ist Schlimmer, als an einem Gefühl zu ersticken, das man der Form wegen nicht auszudrücken wagt. Goethe hat auch niemanden gefragt. Also müsst ihr es auch nicht.
Naja, und da ich gerne Gedichte als Kapitelkommentare missbrauche, gebe ich ihnen mit diesem schmalen Heft den Raum, den sie verdienen. Gedichte sind schliesslich auch nur sensible Organismen aus Lettern und Emotionen. Sie brauchen Raum zum Leben. Liesst man sie nicht, verdorren sie, fallen zu Boden und werden unter den harten Stiefelabsätzen der Hastigen und Lebenszeitzerstörer zermalmt und vergessen. Und das wollen wir doch nicht, oder?
Also, lasst uns die Liebe und das Leben feiern! Gefällt euch, was ihr lest, sagt es weiter! Findet ihr nichts Gutes, sagt es mir!
Euer Walter R. Gerlach